Nach Sanierung der Friedhofskirche St. Achatius nun auch Hochwasserschäden an Pfarrkirche St. Georg beseitigt – Fundamente waren unterspült – Kosten von rund einer Million Euro
Passau. Beruhigt aufatmen kann Pfarrer Michael Hüttner, im Pfarrverband Ilzstadt-Grubweg auch für den Passauer Stadtteil Hals mit gleich zwei Kirchen zuständig.„Jetzt brauche ich keine Baustelle zu übergeben“, betont der Geistliche unter Hinweis auf den 31. August dieses Jahres, an dem er in den Ruhestand gehen wird. Jahre voller Renovierungsarbeiten - zunächst in der Friedhofskirche St. Achatius und danach an der Pfarrkirche St. Georg – liegen hinter ihm, in beiden Fällen Folgen des verheerenden Hochwassers vom Juni 2013.
Die Schreckensbilder sind den Kirchgängern in Hals noch in tiefer Erinnerung. Während eines Sonntagsgottesdienstes nach der heftigen Überflutung des malerisch gelegenen Ortes an der Ilz sackte plötzlich der Altar in der Pfarrkirche ab. Der nach der Zerstörung in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wiedererrichtete Sakralbau war zwar 2013 nicht überschwemmt worden, da das Hochwasser zwei Stufen unterhalb des Eingangs Halt gemacht hatte, doch von den bedrohlich angeschwollenen Wassermassen der Schwarzen Perle, wie der Fluss auch genannt wird, waren die Fundamente von St. Georg unterspült gewesen.
Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten: Zuerst brach der Mittelgang ein, wie Architekt Thomas Schmied erzählt. Da auch die Friedhofs- und frühere Wallfahrtskirche St. Achatius – dort hatte es eine komplette Überschwemmung gegeben – schwer in Mitleidenschaft gezogen war und vorübergehend nicht genutzt werden konnte, musste in der Pfarrkirche ein Provisorium her. Ein Holzboden deckte die Schäden provisorisch ab, um die Sanierung des als Ausweichraum vorgesehenen Gotteshauses abzuwarten. Erst im Mai 2017 begannen die Arbeiten in St. Georg. Eine Spezial-Tiefbaufirma brachte auf Basis eines ausgeklügelten Verfahrens mit Injektionslanzen ohne Grabarbeiten Material zur Stabilisierung in die Fundamente ein.
Die Zeit danach wurde dazu genutzt, den historischen Entdeckungen unter der Pfarrkirche auf den Grund zu gehen. Archäologen legten mittelalterliche Mauerreste frei, maßen die Funde genauestens auf und dokumentierten alles für die Nachwelt. Durch diese Ausgrabungen und die begleitenden Maßnahmen verzögerte sich die Hochwasser-Sanierung von St. Georg um ein ganzes Jahr. Erst nach Freigabe des Grabungsortes durfte der geschichtsträchtige Untergrund verfüllt werden. Darüber ließ Architekt und Bauleiter Schmied eine Betonplatte anfertigen – das Hauptprojekt der Kirchenrenovierung. Zugleich erfolgte die Sanierung der Risse an den Außenwänden, verursacht durch Beeinträchtigungen der Gebäudestatik infolge der Hochwasser-Unterspülungen.
Das Tünchen der Wände setzte den Schlusspunkt unter die Renovierungsarbeiten, deren Kosten sich nach Angaben des Architekten auf rund eine Million Euro belaufen. Mit Ausnahme der Spezialfirma zur Fundament-Sicherung waren Handwerksbetriebe aus Passau und der Region damit beschäftigt. Alle vorhandenen Ausstattungsgegenstände – größtenteils im Rahmen der umfangreichen Renovierung im Jahr 1978 geschaffen, darunter Volksaltar und Ambo aus dem Atelier des bekannten Bildhauers Leopold Hafner – wurden wiederverwendet. Sogar die Trittstufen des Altar-Podestes kamen bei der Bodenerneuerung zurück an ihren angestammten Platz. Lediglich die Außentreppen der beiden Nebeneingänge mussten ersetzt werden.
Jetzt freuen sich alle Verantwortlichen der Pfarrei und die Pfarrangehörigen auf die Wiederinbetriebnahme von St. Georg.Der Namensgeber und Patron, an der Chor- und Orgelempore neben der vermutlich aus der Werkstatt Schwanthaler stammenden Darstellung des Heiligen Märtyrers Sebastian sichtbar als Figur aus der Zeit der Jahrhundertwende, wacht über der Kirche und ihren Besuchern. Allerdings ist die für den Palmsonntag, 5. April, geplante Feier aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen rund um die Coronavirus-Krise abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. − bp