Wie Schlossherren und Burgfräulein fühlen dürfen sich die Bewohner des Pauknerhauses im Herzen der Passauer Altstadt. Denn sie leben buchstäblich in einem Denkmal. Zehn Mietwohnungen sind im Rahmen der aufwendigen Sanierung des Immobilien-Juwels an der Großen Messergasse, in unmittelbarer Nähe zum Residenzplatz und zum Stephansdom, entstanden. In zwei Einheiten davon, die sich auch für Wohngemeinschaften eignen, können sich Interessenten noch den Traum vom Wohnen innerhalb dicker Mauern und unter mehrere hundert Jahre alten Holzbalken erfüllen.
Der Bausparkassen-Fachmann Markus Sommer, Regionalverkaufsleiter bei Wüstenrot für Passau und Umland, hat das bauliche Kleinod im Sommer 2020 gekauft. Nach rund halbjähriger Planungsphase in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt Passau rückten im Februar/März 2021 die Bauarbeiter und Handwerker an, um das markante alte Gemäuer mit bewegter Geschichte von Grund auf zu renovieren und restaurieren. Sommer wusste, worauf er sich damit einließ, hat er doch schon mehrere ähnliche Sanierungsprojekte erfolgreich gestemmt. Umso größer ist die Freude im Rathaus über den Mut solcher Investoren, solche Stadtbild prägende Altbauten mit viel Geld – darunter auch öffentliche Fördermittel – und Idealismus am Leben zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen.
„Ich habe damit viel Erfahrung“, bekundet Markus Sommer als Begründung, dass ertrotz vieler Überraschungen auf der außergewöhnlichen Baustelle die Ruhe selbst ist. Zum Schluss wird er die stattliche Summe von 4,5 Millionen Euro in das Objekt gesteckt haben. Fertigstellung ist fristgerecht Ende Oktober 2022. Erste Mieter sind bereits Anfang September eingezogen, weitere folgen in wenigen Wochen. Die insgesamt zehn Wohnungen sind zwischen 35 und 225 Quadratmeter groß. Darunter befinden sich fünf Appartements mit Wohnflächen zwischen 35 und 54 Quadratmetern, die naturgemäß rasch belegt gewesen sind – ausnahmslos von Studentinnen und Studenten. Noch frei sind die mit Abstand größte Einheit im Dachgeschoß, prädestiniert für eine Fünfer-WG, mit Balkon und Freisitz sowie die 140Quadratmeter umfassende Wohnung im Untergeschoß mit Terrasse, ebenfalls WG-geeignet.
Wer das Pauknerhaus, auch unter dem Namen Wisnethaus bekannt, betritt, kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus. Überall gibt es liebevoll restaurierte Details zu entdecken – zum Beispiel das reich verzierte Geländer im zentralen Treppenhaus, die Gewölbe und Stuckaturen, in Nischen eingelassene Gemälde mit alten Stadtansichten, teilweise freigelegte Wandmalereien, wie sie etwa aus alten Villen italienischer Handelsfamilien in der Toskana bekannt sind, und alte eiserne Türen mit historischen Beschlägen. Umso erstaunlicher ist die ausgeklügelte Integrierung moderner Küchen- und Sanitärtechnik in das uralt erscheinende Mauerwerk mit bemerkenswerten kleinen Nischen, in denen die früheren Nutzer Kerzen aufgestellt hatten. Origineller lässt es sich nicht wohnen als in dem altehrwürdigen Pauknerhaus, das aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt und die Anschrift Große Messergasse 6 trägt. Durch einen Mitteltrakt ist der verschachtelte Komplex mit dem Anwesen Pfaffengasse 5 verbunden, einst Firmenstandort der Tabakfabrik Pauer.
Das repräsentative frühere Handelshaus befand sich 1679 im Besitz des Spezereihändlers Gottfried Kopp. Als Spezereien waren einst Gewürze bezeichnet. 1812 ging das Haus ins Eigentum des Tabakwarenfabrikanten Joseph Pauer über. 1873 wurde es von Ferdinand Rosenberger an August Wisnet verkauft, der hier eine Anwaltskanzlei betrieb. Damit erlosch das Handelshaus. 1881 wurde Wisnets Sohn Gottfried Wiesnet Besitzer, der als Staatsanwalt in Deggendorf wirkte. 1973 erbte der Passauer Obsthändler Georg Paukner den gesamten Gebäudekomplex von der Tante seiner Frau. 2013 hat die Erbengemeinschaft Paukner die Immobilie für eine siebenstellige Summe an einen oberbayerischen Unternehmer veräußert. 2018 und zuletzt 2020 wurde es erneut verkauft. Das Wisnethaus galt lange auch als Künstler-Burg, da verschiedene Musiker und andere Kulturschaffende darin gewohnt hatten.
In diesen Genuss können unter dem Dach und im Untergeschoss noch Mieter kommen. Der Mietzins für die Dachgeschoß-Wohnung beläuft sich auf zehn Euro pro Quadratmeter, für die untere Einheit fallen rund 9,30 Euro je Quadratmeter Wohnfläche an. Eigentümer und Gebäudesanierer Markus Sommer freut sich auf entsprechende Bewerbungen: markus.sommer@wuestenrot.de. bp