Dommelstadl. Wohnen in einer früheren Backstube gefällig? Ja, das gibt es im Dorfkern von Dommelstadl (Gemeinde Neuburg am Inn). EDEKA-Kaufmann Richard Hehenberger hat das denkmalgeschützte Ensemble der früheren Bäckerei Neidlinger in eine moderne Wohnanlage – liebevoll integriert in den Altbestand – umfunktioniert. Kein Wunder, dass nahezu alle 14 Wohneinheiten rasch vermietet waren. „Wir wollten kleine Wohnungen schaffen, weil der Bedarf entsprechend ist“, betont der Besitzer des markanten Anwesens.
Das Anwesen, das neben der um 1990 stillgelegten Bäckerei einst auch eine Mehlhandlung umfasst hat, ist vor fünf Jahren in Hehenbergers Besitz übergegangen. Die Tatsache, dass die um1800 errichteten Gebäulichkeiten unter Denkmalschutz stehen, erforderte behutsames Vorgehen. Nach längerer Genehmigungs- und Planungsphase begann 2019 die zweieinhalbjährige Bauzeit. Bereits zuvor hatte die Entkernung der ortsbildprägenden Immobilie begonnen. Im Frühjahr 2019 gingen die Bauarbeiten los - zunächst mit der Verbesserung der Statik durch tiefe Unterfangungen der Fundamente. Im Spätsommer 2021 erfolgte die Bezugsfertigkeit. Besonders bemerkenswert ist die Umgestaltung des Stadels mit dem großen zentralen Tor, das in seiner Optik erhalten blieb – ebenso wie das Dach. Nach dem Prinzip „Haus im Haus“ wurde ein Holzkubus eingefügt. Sorgfältig begleitet und gefördert haben das Projekt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit Referatsleiter Dr. Thomas Kupferschmied, das Amt für Ländliche Entwicklung, der Bezirk Niederbayern und die Bayerische Landesstiftung in enger Abstimmung mit dem Passauer Architekturbüro Norbert Paukner. „Mit sehr großer Zufriedenheit“, wie Richard Hehenberger hervorhebt, wobei er in das Lob auch die Handwerksfirmen – alle aus der Region – mit einschließt.
Alle Denkmalschutz-Belange sind gewürdigt worden. Dazu gehört auch die Restaurierung des Stucks an der Fassade zum Ortskern hin durch einen heimischen Kirchenmaler und dessen Team nach historischen Vorlagen. Teils sind an der Gebäudefront zugemauerte Fenster wieder geöffnet worden. Wichtig war die Rückversetzung in den Urzustand, wozu auch die eindrucksvolle Farbgebung des ehemaligen Bäckerhauses mit dominantem Weiß und zartem Blau für die Details zählt. „Das ist mehr als ein Gewinn für das dörfliche Erscheinungsbild“, ist der Bauherr überzeugt. Besonders stolz zeigt er sich auf die straßenseitigen Fenster im historischen Kastenfenster-Format.
Als Krönung des Objekts empfindet Hehenberger den aus einem Stück gefertigten Granitbrunnen, sechs Meter lang und 1,20 Meter breit, zwischen dem Haupthaus und dem früheren Stadel. Um das Aufsteigen von Feuchtigkeit am Bäckerhaus zu verhindern, ließ Hehenberger eine permanente Fundament-Heizung installieren. Die gesamte Technik in dem altehrwürdigen Ensemble ist auf dem modernsten und energetisch hochwertigsten Stand. Auf behagliche Temperatur gebracht werden die Räume mit Erdgas und ausnahmslos über Fußbodenheizungen. Komplett neu ist die Elektro-Installation, die auch die Lademöglichkeit für E-Autos und E-Bikes der Mieter umfasst.
Auf acht Wohnungen im Bäckerhaus und sechs Einheiten im Stadel verteilen sich die 600 Quadratmeter Wohnfläche. Alle Wohnungen, darunter welche im Maisonette-Stil, sind mit Küchen, Beleuchtung und sogar Gardinen samt Vorhangschienen ausgestattet, um ein einheitliches Bild zu erreichen. Eine 50 Quadratmeter große Gewölbewohnung ist barrierefrei. Der Clou ist eine Wohnung in der ehemaligen Backstube. Die Aufgabe der Vermietung übertrug Richard Hehenberger seiner Tochter Lena, einer gelernten Immobilienkauffrau. Sie füllte das Areal als Kleinod inmitten von Dommelstadl schnell mit Leben. − bp