Tittling. Alteingesessene Bürger der Marktgemeinde können sich noch des „Lindlbauer“ am Marktplatz – schräg gegenüber der Pfarrkirche - oder zumindest Erzählungen über den gleichnamigen Wirt entsinnen. Wie solche Erinnerungen, auch kulinarischer Art, auf der Zunge zergehen können, das lässt sich in dem umfangreich und mit viel Liebe zum Detail sanierten Gastronomie-Betrieb, zuletzt als „Passauer Hof“ bekannt, nach Herzenslust erleben. Vorwenigen Tagen ist das moderne „Lindlbauer Wirtshaus und Kultur“ eröffnet worden. Und die Resonanz ist auf Anhieb sehr positiv. Viele Tittlinger freuen sich vor allem über die zusätzliche Belebung im Ortskern und schwärmen von dieser Aufwertung für die ganze Region.
Von den letzten Betreibern der inzwischen aufgelösten Peschl-Brauerei in Passau hat Investor Otto Toso das markante Anwesen am Marktplatz vor Jahren gekauft. Oberstes Ziel war es von Anfang an, die Historie des Wirtshauses von Georg „Girgl“ Lindlbauer, Wirt, Metzger und Pferdehändler, wiederaufleben zu lassen. Unter der Bezeichnung „Zur Goldenen Traube“ ist die erstmalige Nutzung des mächtigen Gebäudekomplexes samt Innenhof mit Datum aus dem Jahr 1836 als Wirtshaus überliefert. Ab 1914 – also inmitten einer schwierigen Zeit rund um die Wirren des gerade beginnenden Ersten Weltkrieges – führte es der gelernte und angesehene Metzgermeister Lindlbauer (1875-1956) zusammen mit seiner Frau Karolina.
Diesem heimatgeschichtlichen Hintergrund wollte Toso nach dem Erwerb des „Passauer Hofs“ unbedingt Rechnung tragen. Über allem schwebte die Idee, den traditionsreichen Namen „Lindlbauer“ wieder einzuführen, um die Erinnerung an den unvergessenen Wirt von anno dazumal wach zu halten. Doch damit nicht genug: Der Investor aus Tittling nahm viel Geld in die Hand, um auch den Gebäulichkeiten den einstigen Charakter wieder angedeihen zu lassen. Er ließ das Objekt bis auf die Außen- und Tragmauern entkernen. Der ursprünglich vorgesehene Erhalt des bestehenden Dachs scheiterte an den Anforderungen der Gebäude-Statik, so dass eine komplette Erneuerung von Dachstuhl und Eindeckung erforderlich wurde.
Bei der Renovierung hielt sich der Bauherr streng an historische Pläne und überlieferte Ansichten. Die Intention lautete: das Traditionelle mit Modernemin Einklang bringen. Aufgrund zahlreicher Rückmeldungen zeigt er sich froh und stolz zugleich, dass dank der handwerklichen Spitzenleistung überwiegend heimischer und regionaler Firmen das Projekt rundherum geglückt ist. Weit mehr als nur ein Hingucker ist das freigelegte über 300 Jahre alte böhmische Kreuzgewölbe im Erdgeschoß, das die Vorbesitzer irgendwann einmal überputzen haben lassen. Die historischen Ziegel mussten deshalb mit viel technischem Einsatz sandgestrahlt und, weil durch die Verlegung von Leitungen beschädigt, teilweise durch Neuanfertigungen nach alten Mustern ersetzt werden.
Der enorme Aufwand hat sich gelohnt, wie die begeisterten Reaktionen der ersten Gäste zeigen. „Wir haben versucht, den alten Wirthaus-Charakter wieder ins ‚Lindlbauer‘ hineinzubringen“, bekundet der mit dem Ergebnis ebenfalls vollkommen zufriedene Otto Toso, der zugleich modernste Technik in dem Gebäudekomplex installieren ließ, um ein Maximum an Qualität bei Speisen und Getränken, aber auch ein Optimum an Behaglichkeit und Wohlgefühl von Gästen und Mitarbeitern zu erzielen. Der Gastro Tittling GmbH & Co. KG mit dem höchst professionellen Team in Küche und Service liegt es am Herzen, die Gäste nach allen Regeln der Kunst unter Verwendung bester heimischer und regionaler Erzeugnisse, aber auch Unerwartetem wie dem Giesinger Bier aus einer kleinen Münchner Brau-Manufaktur zu verwöhnen.
Ein leuchtendes Beispiel für den Erfolg ist schon wenige Tage nach der Eröffnung des „Lindlbauer Wirtshaus und Kultur“ erkennbar. Denn das originell als „Englburger“ bezeichnete Trend-Schmankerl, von den Köchen in der top ausgestatteten, leistungsfähigen Gastro-Küche im ersten Stock liebevoll zubereitet mit Bio-Fleisch von Charolais-Rindern des Züchters Günter Schneider aus dem nahen Schloss Englburg, haben sich rasch zum Renner der reichhaltigen Speisenkarte entwickelt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der gutbürgerlichen, jedoch neu interpretierten regionalen Küche. Aber auch die in einer separaten Küche im Erdgeschoß gebackenen Pizzen genießen bereits besten Ruf in und um Tittling – „wie beim Italiener“. Dieses Prädikat verleihen Eisfreunde ebenso dem nach original italienischen Geheimrezepten geschaffenen Gelato – natürlich auch im Straßenverkauf erhältlich. Sukzessive startet das „Lindlbauer Wirtshaus und Kultur“ mit der trendigen Bar im Erdgeschoß als lockerem Treffpunkt für Jung und Alt sowie dem Restaurant. Im Innenbereich stehen auf zwei Etagen130 Sitzplätze zur Verfügung, auf der Terrasse 30. Der Innenhof wird nach Abschluss der Sanierung bis zu 100 Gäste beherbergen. Er soll sich als Kultur- und Kleinkunst-Schauplatz – auch für Public Viewing bei großen Sportevents – etablieren. Geplant ist in Richtung Blümersberg, dem Tittlinger Hausberg, außerdem ein terrassenförmig angelegter geräumiger Biergarten auf einer Fläche von über 640 Quadratmetern mit eigenem Sanitärgebäude und Blockhütte zur separaten Essensausgabe und herrlichem Ausblick. Dazu soll auch ein Kinderspielplatz für die jüngsten Besucher angelegt werden, so dass das komplette Konzept für das „Lindlbauer“ in sich rund wird.
Zum Wirtshaus gruppieren sich in dem stattlichen Gebäudekomplex im Zentrum Tittlings die bereits vor Monaten eröffnete Filiale der für höchste Qualität bekannten Bäckerei Wagner in Hutthurm, dazu der Mobile Store Tittling und die Fahrschule Bernd Kloiber. − bp