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Martin Gahbauer aus dem Forschungsbereich

Den Luchsen auf der Spur

Martin Gahbauer bei einer Wildtierkamera unterhalb des Lusens. − Foto: Annette Nigl/Nationalpark Bayerischer Wald

Martin Gahbauer bei einer Wildtierkamera unterhalb des Lusens. − Foto: Annette Nigl/Nationalpark Bayerischer Wald

05.10.2020

Waldhäuser. Martin Gahbauer zieht den Reißverschluss seiner Jacke zu. Er ist unterhalb des Lusens unterwegs zu einer Wildkamera. Für einen Vormittag im Juli ist es ungewöhnlich frisch. Stören tut das den 49-Jährigen nicht. „Im Winter kommt man hier nur mit Schneeschuhen hoch“, sagt er und muss lachen. „Das heute ist ein Spaziergang.“    


Martin Gahbauer ist für die Fotofallen und für das Luchs-Monitoring zuständig. Alle zwei Monate kontrolliert er die 26 Standorte, an denen im Nationalpark Kameras angebracht sind. Dazu kommen drei Standorte in den umliegenden Bereichen. Jedes Mal werden die Akkus und Speicherkarten ausgetauscht. Ob ein Tier in die Falle gegangen ist, überprüft er schließlich in aller Ruhe im Büro.

Dass er irgendwann im Bereich des Wildtier-Monitorings arbeitet, war für Martin Gahbauer, der in Waldhäuser lebt, zu Beginn seiner Berufslaufbahn nicht absehbar. Er ist seit 34 Jahren im Nationalpark beschäftigt, hat als gelernter Forstwirt angefangen und war später im Pflanzgarten beim Hans-Eisenmann-Haus im Einsatz. „Aufgrund der botanischen Kenntnisse ergab sich die Möglichkeit, in den Forschungsbereich zu wechseln.“ Als letztendlich Mitarbeiter für das Luchsprojekt gesucht wurden, war für Martin Gahbauer klar, dass er hier mitwirken will. „Diese Tiere haben mich schon immer interessiert.“

An die Anfangszeit kann er sich noch gut erinnern. „2005 wurde Milan als erster Luchs besendert.“ Geschichten zu dem Kuder gibt es viele. Genauso wie zur Katze Nora, die zwölf Jahre lang nachgewiesen werden konnte. „Es ist toll, wenn man die Tiere mit ihrer unverwechselbaren Fellzeichung über einen so langen Zeitraum verfolgen kann. Und schwierig, wenn sie plötzlich verschwinden oder überfahren werden.“

Martin Gahbauer steckt die Fotospeicherkarte ins Lesegerät seines Computers. Welche Aufnahmen wohl drauf sind? Neben einem Rehbock und einem Hasen wurde tatsächlich ein Luchs fotografiert. „Das ist Stefan“, erkennt er auf den ersten Blick und freut sich darüber – „man entwickelt ja schließlich eine Beziehung zu den Tieren“. − ga

Für Orientierung sorgen

Andreas Moosbauer vom Servicezentrum Lusen

Den Luchsen auf der Spur-2
Andreas Moosbauer in der Schreinerei in Altschönau. − Foto: Annette Nigl/Nationalpark Bayerischer Wald

Altschönau. Auf den Wegweiser nach Waldhäuser und Guglöd gehört ein Radweg-Piktogramm. Nach Riedlhütte führt nur ein Fußweg, und zwar die Wanderlinie „Fuchs“. Mit schnellen Griffen hat Andreas Moosbauer die quadratischen Markierungen an den verschiedenen Holzarmen angeschraubt. In den nächsten Tagen wird er den Wegweiserin der Nähe von Spiegelau aufstellen. „Der Pfosten, der bisher dort stand, musste erneuert werden“, erzählt der 39-jährige Finsterauer, der im Servicezentrum Lusen für den Bau der Wegweiser zuständig ist.

Dass er einmal im Nationalpark arbeiten will, stand für Andreas Moosbauer schon als Jugendlicher fest. Seine Großväter waren hier angestellt und auch sein Vater. „Ich war schon immer gern im Wald.“ Nach einer Schreinerlehre konnte er 1999 im Nationalpark als auszubildender Forstwirt anfangen, arbeitete dann als Holzhauer und später im Betriebshof. Als 2013 die Stelle in der Schreinerei zu besetzen war, nutzte Moosbauer die Chance – und tauschte die Motorsäge gegen die Fräsmaschine.

Nun ist er derjenige, der im Altpark die Wegweiser baut. Die Schrift muss ins Holz gefräst und anschließend gestrichen werden. Die richtigen Piktogramme gehören montiert, darüber hinaus hat jeder Wegweiser eine Nummer und ist in einem Standortverzeichnis registriert. Eng arbeitet Andreas Moosbauer mit den Kollegen aus dem Sachgebiet Besuchermanagement zusammen. „Wenn es neue Markierungen gibt oder Wanderwege verlegt werden, bekomme ich Bescheid – und passe die Wegweiser entsprechend an.“ 

Andreas Moosbauer bringt die letzte Markierung an, der Wegweiser ist fertig. Und er mit seiner Arbeit in der Schreinerei in Alt schönau für diesen Tag auch. Sein Rucksack ist bereits gepackt, Außendienst ist angesagt. „Ich bin auch für die Kontrolle der Wegweiser zuständig.“ Heute wandert er auf der Markierung „Ahorn“ von Spiegelau bis zur Racheldiensthütte. Diese Dienstzeit genießt der 39-Jährige sehr. Denn ihm bereitet nicht nur sein Handwerk Freude. „Unsere Natur hier im Nationalpark mit den verschiedenen Arten, die wir hier haben, begeistern mich jeden Tag aufs Neue.“ − ga
      

Eine App für den National-Park

Grafenau. Passend zum Jubiläum hat der Nationalpark Bayerischer Wald seiner kostenlosen App neue Funktionenspendiert. So wird die mobile Anwendung für Android und iOS-Betriebssysteme noch attraktiver. Der Relaunch sorgt nicht nur dafür, dass sich Wanderer und Radfahrer im Gelände besser orientieren können, sondern auch dafür, dass viele wilde Naturinfos nachgelesen werden können. In deren Genuss kommen nun nicht mehr nur deutschsprachige Nutzer, da die App nun zudem auf Englisch und Tschechisch verfügbar ist. „Vor allem die Erweiterung auf drei Sprachen war uns wichtig“,betont Nationalparkleiter Franz Leibl. „Schließlich liegen wir direkt an der Grenze zum Nationalpark Šumava und haben darüber hinaus viele internationale Gäste.“ Nutzer erfahren in der Anwendung dank 3D-Karte, wie sie am besten durch das rund 500 Kilometer lange Wegenetz navigieren. − ga
   

WUSSTEN SIE EIGENTLICH?

- Mittlerweile gibt es im Nationalpark Bayerischer Wald viele Besucher- und Umweltbildungseinrichtungen, die sich im Alt-Nationalpark (Lkr. FRG) und Erweiterungsgebiet (Lkr. Regen) befinden.

Dazu zählen:
- Nationalparkzentrum Lusen mit Hans-Eisenmann-Haus;
- Tier-, Pflanzen- und Gesteins-Freigelände sowie Baumwipfelpfad;
- Nationalparkzentrum Falkenstein mit Haus zur Wildnis; Tier-Freigelände und Steinzeithöhle;
- Waldgeschichtliches Museum St. Oswald;
- Waldspielgelände und Naturkneippanlage Spiegelau;
- Hirschgehege Scheuereck;
- Informationsstellen in Bayerisch Eisenstein, Zwiesel, Frauenau, Spiegelau, Mauth und Freyung;
- Jugendwaldheim bei Schönbrunn am Lusen;
- Wildniscamp am Falkenstein bei Zwieslerwaldhaus. Die Besucherzahl in allen diesen Einrichtungen liegt bei circa 1,4 Millionen pro Jahr.
- Der Nationalpark dient der Regionalentwicklung. Die Marke Nationalpark steht für unberührte wilde Natur, die bei den Besuchern hoch im Kurs steht und sie zum Besuch veranlasst: 58 Prozent der Besucher kommen genau aus diesem Grund in das Schutzgebiet, 98 Prozent der Urlauber im Bayerischen Wald kennen den Nationalpark. Er ist die Hauptattraktion in der Destination Bayerischer Wald und damit Zugpferd für die touristische Regionalentwicklung. Markierte Wanderwege, Besucherzentren, Museen und Tierfreigelände sind touristische Infrastruktur und damit Rückgrat für den Tourismus im Bayerischen Wald. Die Gästekarte GUTi für kostenlose Mobilität mit Bus und Bahn in der Nationalparkregion unterstützt nachhaltigen Tourismus und den regionalen öffentlichen Nahverkehr. Wirtschaftlich betrachtet sorgt der Nationalpark Bayerischer Wald für einen touristischen Bruttoumsatz von 52,4 Millionen Euro, woraus eine Netto-Wertschöpfung von 26 Millionen Euro für die Region resultiert. − an