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Der lange Weg zum eigenen Wappen

Das Wappen des Landkreises Rottal-Inn: Bis dieses feststand, war es aber ein langer Weg mit vielen Debatten. − Foto: hl

Das Wappen des Landkreises Rottal-Inn: Bis dieses feststand, war es aber ein langer Weg mit vielen Debatten. − Foto: hl

01.07.2022

Reinhard Fürstberger (49) aus Postmünster und Simon Lindinger (24) aus Pfarrkirchen: „...uns die Umgebung gut gefällt. Wir arbeiten beim städtischen Bauhof und es ist schön, beruflich die Stadt zu pflegen und zu schmücken, in der man aufgewachsen ist.“

Pfarrkirchen. Drei Kreistagssitzungen und etliche Sitzungen des Kreisausschusses waren notwendig, um das Wappen zu schaffen, das heute das Symbol ist für den Landkreis Rottal-Inn. In der Sitzung vom 30. August 1972 stand aber nicht nur das Wappen auf der Tagesordnung, sondern auch der Name des Landkreises, der aus den beiden jetzigen Alt-Landkreisen Eggenfelden und Pfarrkirchen gebildet worden war.

Zwei Bezeichnungen, über die jeweils einzeln abgestimmt werden musste, standen damals zur Wahl. Da war zunächst der übrigens auch von der Staatsregierung favorisierte Name „Rott-Inn“, der von Landrat Ludwig Mayer vorgestellt wurde –obwohl er selbst sich damit nicht anfreunden konnte. Und auch einige Kreisräte hatten bereits darauf hingewiesen, dass es in Oberbayern einen Ort mit dem Namen „Rott am Inn“ gibt, eine Verwechslungsgefahr solle ausgeschlossen werden. Mit 36:20 Stimmen wurde „Rott-Inn“ abgelehnt.

Zu viel Rot, zu wenig Pfarrkirchen

Der andere Vorschlag lautete dann schon „Rottal-Inn“. Und mit 48:9 Stimmen fiel das Votum dafür deutlich aus. Mancher Kreisrat hatte in der Debatte angeführt, dass der Begriff „Rottal“ nicht zuletzt wegen der berühmten Pferderasse schon bekannt sei.

Dann ging es aber noch einmal um das Wappen, und hier wurde man sich nicht so schnell einig. Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen und zu tief war auch noch die Kluft zwischen den beiden Alt-Landkreisen. Der Blick in das Sitzungsprotokoll macht es deutlich: Der damalige Kreisheimatpfleger Erich Ederwarbeauftragt worden, erste Vorschläge zu machen, und der Kreisausschuss hatte sich bereits entschieden: Ein roter Panther, ein Pferd, eine Brücke und ein Uttenschwalb – der Wappenvogel der Adelsfamilie Closen – sollten das Wappen bilden. Doch der Kreistag war nicht überzeugt von dieser Lösung, im Gegenteil.

Kreisrat Dr. von Somoggy beispielsweise war der Ansicht, dass es gar kein neues Wappen brauche, denn nachdem man Eggenfelden den Sitz der Kreisstadt entzogen hatte, wäre es nur recht und billig, wenn man das Wappen des jetzt nicht mehr existierenden Landkreises Eggenfelden als Wappen des Landkreises Rottal-Inn weiterleben lassen würde. Josef Poisl dagegen wollte „noch mehr Pfarrkirchen“: Der Gartlberg müsse noch Platz finden auf dem Wappen. Wieder andere Kreisräte sahen das ganz anders, denn ihnen erschien der Entwurf jetzt schon zu überladen.

Neutrale Meinungen sollen helfen

Die Diskussion wollte nicht enden, und so einigte man sich am Ende darauf, eine andere, neutrale Meinung einzuholen. Landrat Ludwig Mayer wurde beauftragt, sich mit der Generaldirektion der staatlichen Archive des Freistaates in Verbindung zu setzen. Auch das Innenministerium sollte kontaktiert werden mit der Bitte, dem Kreistag Entwürfe zuzusenden.

Es hieß also wieder warten auf die nächste Kreistagssitzung, und die fand am 21. Dezember 1972 statt. Ein neuer Entwurf wurde vorgestellt, basierend auch auf den Ideen aus dem Ministerium – doch die Diskussion ließ nicht auf sich warten. Denn die CSU-Fraktion störte sich an zu viel Rot im Entwurf. Das Pferd sollte also eine andere Farbe bekommen – und im Übrigen auch eine andere Haltung, denn: Das Pferd im Entwurf sei zu plump und nicht so elegant, wie es der Rasse entspräche, lautete die Argumentation.

Dass am Ende dann aber doch so etwas wie eine Einigung stand, basierte auf einem Antrag von Kreisrat Hermann Miller, der diesen auf Grund eines Vorschlages der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns stellte. Dem Innenministerium sollte demnach ein Entwurf zur Entscheidung vorgelegt werden, der sich wie folgt darstellte: Das Wappen soll bestehen aus einem wachsenden, feuerspeienden roten Panther auf goldenem Grund im oberen Teil; unten ein nach links gerichtetes, steigendes rotes Pferd auf goldenem Grund sowie einem schmalen, linksgerichteten blauen Schrägbalken. Die Farbe der Landkreisfahne soll rot, blau und gold sein.

Mayers Schachzug

Es brauchte aber noch eine Kreistagssitzung am 21. Februar 1973 im Bayern-Saal des Gasthauses Kerscher in Gangkofen, um alles in „trockene Tücher“ zu bringen. Einmal mehr stand das Thema „Kreiswappen und Kreisfarben“ auf der Agenda der öffentlichen Sitzung. Landrat Ludwig Mayer hatte von diesen Diskussionen jetzt aber genug und sich etwas einfallen lassen, um mit weiterer Kritik umzugehen: Der Landrat ließ eine Schultafel aufstellen, dazu Kreide, und sagte dann – so steht es im Protokoll zu lesen: „Jedem, der am Pferd etwas auszusetzen hat, soll die Möglichkeit gegeben werden, das Pferd zu zeichnen, so wie er es sich vorstellt.“ Mayer hatte die Bereitschaft der Kreistagskollegen, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu demonstrieren, offenbar richtig eingeschätzt: Niemand wollte das Pferd neu zeichnen, die Schultafel blieb ungenutzt.

Am Ende dann Einstimmigkeit: Mit 51:0 Stimmen wurde beschlossen, das Wappen in der vorgelegten Form anzunehmen. Und die sieht in der Sprache der Heraldiker, der Wappenkundler also, so aus: „Durch einen schmalen, nach links gerichteten blauen Wellenschrägbalken geteilt in Silber und Gold; oben ein feuerspeiender roter Pantherrumpf, unten ein nach links gerichtetes steigendes rotes Pferd.“

Und was sollte das Wappen nun eigentlich bedeuten? Auch das wurde amtlich festgelegt: Der Panther symbolisiert die Zugehörigkeit des Kreisgebietes zum ehemaligen Vizthumamt an der Rott, das Pferd deutet auf das Rottal hin, der blaue Wellenschrägbalken bezieht sich auf das Inntal. Die Regierung von Niederbayern hat dann im Oktober 1973 dem Wappen schriftlich ihren Segen gegeben.

Übrigens: Wer das Wappen nutzenmöchte, sei es für einen Verein, für die eigene Firma oder andere Zwecke, kann das nicht so einfach tun: Vor der Nutzung muss er sich vom Landkreis eine entsprechende Genehmigung einholen. hl

WIR LEBEN GERN IN ROTTAL-INN, WEIL...

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