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Nach Artur Hofmann ist das Bundeswehr-Areal als Wohn-, Gewerbe- und Messepark hervorragend entwickelt.

Prokurist der Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft Passau mbH: "Nichts Vergleichbares als Kasernen-Ersatz"

14.05.2023

Zeitzeugen haben den Aufschrei an allen Ecken und Enden noch heute in den Ohren: "Die Bundeswehrkaserne wird aufgelöst. Das geht gar nicht." Große Befürchtungen machten die Runde, der Verlust von 500 Arbeitsplätzen - überwiegend Soldaten, aber auch Zivilbeschäftigte - würde die heimische Wirtschaft auf Dauer massiv schwächen. Aus heutiger Sicht freilich kann das Aus für den Standort dank der erfolgreichen Verwertung und Umgestaltung des Geländes als Gewinn für Passau gesehen werden. „Es hat sich ein komplett neuer Stadtteil entwickelt", betont Artur Hofmann von der WGP.

Der Prokurist der Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft Passau mbH - so die exakte Bezeichnung der WGP - kennt das Bundeswehr-Areal bereits aus der Zeit, als sein Alltag überwiegend von der Farbe Oliv geprägt gewesen ist. Hofmann diente vier Jahre lang als Soldat auf Zeit in der Ritter-von-Scheuring-Kaserne, ehe er nach deren Auflösung an einen anderen Standort wechselte. 1996 begann er bei der damaligen GGP (Grundstücksverwertungsgesellschaft Passau) zu arbeiten, als gerade der Start der Erschließung des ehemaligen Kasernengeländes für die Nachnutzung - neben dem Abriss von Bundeswehrgebäuden erfolgte. In den Jahren 1997/1998 erlebte Hofmann von dieser Warte aus unter anderem den Beginn von Bauabschnitt I im Wohnpark Kohlbruck mit. "1998 war der Bau der ersten Häuser", erinnert er sich. Gern lässt der WGP-Prokurist Zahlen sprechen, wenn es um das Erfolgsmodell Kohlbruck geht. So belief sich das Investitionsvolumen nach seinen Worten auf insgesamt gut 200 Millionen Euro. Die Wertschöpfung aus den Baumaßnahmen verblieb zu 85 Prozent in der Stadt und im Landkreis Passau. Im Wohnpark sind laut Hofmann zwischen 300 und 350 Wohneinheiten entstanden. ,,Es gibt nichts Vergleichbares", lautet sein Fazit für die Nutzung von Grundstücken, die sich durch die Auflassung eines Bundeswehrstandortes angeboten hat. Zugute gekommen ist der Realisierung des Wohn-, Gewerbe- und Messeparks nach Überzeugung Hofmanns die Tatsache, dass alles mit Bedacht und Weitblick - größtenteils auf Basis von Architektenwettbewerben - geplant worden ist.

Auch die Gründung einer eigenen Grundstücksverwertungsgesellschaft, der einstigen GGP, durch die Stadt Passau während der Amtszeit des damaligen Oberbürgermeisters Willi Schmöller sieht der WGP-Sprecher als Glücksgriff. Von Vorteil sei die Top-Lage Kohlbrucks mit gleich zwei Straßenanbindungen an die nur etwa 1,5 Kilometer entfernte Autobahn A3, ebenso die hervorragende Anbindung an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs mit mehreren Buslinien. Artur Hofmann schwärmt von einer sehr guten Infrastruktur und nennt als Beispiel das Parkhaus mit 700 Stellplätzen in unmittelbarer des PEB und der Dreiländerhalle, wohin auch die Dult verlagert worden ist - heute fast doppelt so groß wie einst auf dem Exerzierplatz neben der legendären Nibelungenhalle.

Zurück zum ursprünglichen Entsetzen über den Abzug der Bundeswehr. Dessen Folgen sind längst verschmerzt, wie Artur Hofmann andeutet. ,,Es gibt in Kohlbruck jetzt 150 Firmen mit 2000 Arbeitsplätzen", hebt der WGP-Prokurist hervor. Davon hätten sich durch Neuansiedlungen nach der Umgestaltung des Kasernengeländes zwischen 1200 und 1300 zusätzlich entwickelt, so Hofmann. Davon hätte auch er zu Beginn seiner Zeit als Soldat in der Ritter-von-Scheuring-Kaserne nicht im Entferntesten zu träumen gewagt.
Von Bernhard Brunner