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Für Krampus und Perchten: Zu Besuch in Marius Brandners Maskenwerkstatt

Marius Brandners Maskenwerkstatt in Berchtesgaden: Zum Fürchten echt

Seit 25 Jahren schnitzt der Berchtesgadener alle möglichen Masken. - Fotos: Kilian Pfeiffer

Seit 25 Jahren schnitzt der Berchtesgadener alle möglichen Masken. - Fotos: Kilian Pfeiffer

27.11.2023

Grimmig und fürchterlich dreinblickend starren die Fratzen den Besucher an. Hinter dem schmalen Gang im Keller befindet sich Marius Brandners Maskenwerkstatt. Buttnmandl-, Krampus- und Perchtenmasken entstehen hier - Theater- und Fasnachtsmasken inklusive. Aus Holz, Kunststoff oder Silikon fertigt der Berchtesgadener händisch Unikate für die anstehenden Brauchtumsläufe auf deutscher und österreichischer Seite.

Mit Holz zu arbeiten, das war schon zu Jugendzeiten sein Ding. In Berchtesgaden gehört das Buttnmandllaufen für viele Jugendliche zum Erwachsenwerden dazu. Und für Marius Brandner bestand als 15-Jähriger kein Zweifel: „Die erste Maske schnitze ich mir selbst.“ 25 Jahre ist das her. Zwischen Kartons - etwas verstaubt - findet er das gute Stück, das die Grundlage seines Schaffens bildet. Er pustet kräftig. Der Staub fliegt. Dann setzt er sie auf.

Was einst reines Hobby war, ist für den Diplom-Psychologen und Pädagogen, der im Landkreis in einer offenen Ganztagsschule arbeitet, nun Teil des Broterwerbs geworden. Aus der Freizeitschnitzerei wurde ein Kleingewerbe. „So habe ich mir auch mein Studium finanziert“, sagt Brandner, der in Salzburg studiert hat. Mittlerweile hat sich der Handwerker in der Region einen Namen gemacht.

Passen und Brauchtumsgruppen aus Deutschland und Österreich kommen zu ihm in die Werkstatt. Während auf Salzburger Seite die Perchten Tradition haben und die Masken auch mal besonders grässlich dreinschauen dürfen, ist die Machart in Berchtesgaden eine ganz andere. „Die Masken müssen in die jeweilige Region passen“, sagt Marius Brandner. Wenn es die Zeit des zweifachen Vaters hergibt, geht er runter in die Werkstatt, arbeitet an Aufträgen, die ihn ganzjährig erreichen. An der Wand lehnen drei Masken, die ins Salzburgerische gehen. Es sind Maßanfertigungen für Perchtenläufe.

Als Maskenbauer kennt Marius Brandner keine Grenzen. Auch weil die Wünsche so verschieden sind. Während die einen das Holz zum Material ihrer Wahl erkoren haben, liebäugeln andere mit Silikon. Begonnen hatte Brandner in der Schulzeit: mit Pappmaché-Masken, die er am Kopf auflegte, um sich zu verkleiden. Für seinen ersten Buttnmandl-Einsatz beschäftigte er sich, ganz klassisch, mit Holz. Linde oder Weymouth-Kiefer sind die Hölzer seiner Wahl. Die Schnitzeigenschaft muss stimmen. Damit gelingen ihm die besten Ergebnisse. Je nach Materialstärke können Masken leicht sein oder schwer. Mit dem Rundeisen bearbeitet er die vorgeformten Blöcke, schafft so Schlag für Schlag Fratzen mit Wiedererkennungswert. „Ich lege den Fokus auf das Detail und gute Handarbeit“, sagt er. „Darin liegt viel Herzblut.“

In seinem Kopf entwickelten sich über die Zeit neue Ideen. Er erlernte für sich neue Techniken, professionalisierte als Autodidakt das Maskenbemalen. „Ich habe schon mal aus Bronze Masken gegossen.“ Mittlerweile arbeitet er oft auch mit Silikon oder faserverstärktem Kunststoff. Er kann damit gesichtsnäher arbeiten. „Mit Holz komme ich für realistische Darstellungen an meine Grenzen“, sagt er.

An der Wand hängt eine besondere Fratze aus Silikon. Diese könnte direkt aus einer Fantasy-Welt entsprungen sein. Mit Hakennase, spitzen Ohren und wuchtigen Hörnern auf dem Kopf kommt der grau-behaarte Geselle mit den rot unterlaufenen Augen einem Bösewicht gleich. Sorgfalt und Präzision sind in die Gesichtsdetails geflossen. Die bläulichen Adern wirken, als schimmerten sie durch das Silikon hindurch. Brandner hat sie mit viel Präzision gemalt. Die Stirnfalten erzeugen eine bedrohliche Haltung. „Das ist eine hyperreale Ausführung“, sagt der Künstler. Jedes einzelne der unzähligen Haare hat er selbst ins Material gestochen. Brandner sagt: „Maximal realistisch. Mich fasziniert die Perfektion.“

Die Perfektion findet sich auch anderswo wieder in einem Kunststoff-Auge: „Da ist sehr viel Arbeit eingeflossen“, so der 39-Jährige. Das Auge wirkt wie ein echtes. Er versucht, realistische Merkmale so genau wie möglich nachzuahmen. Kleine Äderchen mäandern auf dem Augapfel. Sie sind per Hand entstanden. Die Augen verbaut er. Der zukünftige Maskenträger nimmt seine Umwelt nur durch darunter liegende, minimale Sehschlitze wahr.

Das Arbeiten mit verschiedenen Materialien erfüllt den Berchtesgadener. Aus Aluminium hat er bereits Bischofsstäbe für den Heiligen Nikolaus gefertigt, kleine Krampusköpfe und Miniatur-Buttnmandl zieren die Vitrine in seiner Werkstatt. Das Brauchtum steht über allem.

Bei den Masken orientiert er sich am Kundenwunsch. Ob Perchtenkopf, Krampusmaske oder Showlauf-Fratze: So unterschiedlich die Ansprüche, so verschieden die Ergebnisse. „Zurzeit arbeite ich an einer Retro-Linie“, sagt Marius Brander. Er lehnt sich an alte Motive an. Retro hat nicht nur bei Masken aktuell Hochkonjunktur.