Vilshofen. Zweifelsohne ein großer Wurffürdasoft als kleine Dreiflüssestadt bezeichnete Vilshofen ist der Technologie Campus an der Aidenbacher Straße, eine Ausgründung der Technischen Hochschule Deggendorf, direkt gegenüber dem bekannten Berger-Parkplatz. Und der Name Berger ist eng mit dem Millionen-Projekt verwoben. Denn die renommierte Berger Bau SE hat sich 2020 dazu bereiterklärt, das funktionelle Gebäude zu errichten. Cyber-Sicherheit zum Anfassen lautet die Devise. Prof. Dr. Michael Heigl, neben Prof. Dr. Martin Schramm einer der beiden Wissenschaftlichen Leiter des Campus, spricht von einem „Mehrwert für die Vilshofener“. Für den Sommer geplant ist ein Tag der offenen Tür für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Ein moderner Zweckbau beherbergt das Bayerische Zentrum für Digitale Sicherheit in Vilshofen. Es ist Ansprechpartner für Unternehmen im ganzen Freistaat und darüber hinaus, wenn es um Fragen der Digitalen Sicherheit geht. Die Einrichtung verfolgt das Ziel, sich regional wie überregional als Anlaufpunkt für Fragestellungen rund um die Cyber-Sicherheit zu etablieren. Neben Forschungsprojekten sollen auch Dienstleistungen – zum Beispiel Auftragsforschung, Entwicklungsdienstleistungen und Beratungen – zu einem festen Bestandteil des Technologie Campus werden, in dem sich Cyber-Attacken äußerst realitätsnah simulieren lassen. Laufende Forschungsprojekte finden ihre Fortführung in Vilshofen, wo unter anderem das Personal des Instituts „ProtectIT“ eine neue Heimat gefunden haben.
Nach den Worten von Prof. Heigl hat die Technische Hochschule Deggendorf schon seit längerer Zeit Außenstandorte etabliert, was sich bestens bewährt. „Wir sind deswegen bayernweit in aller Munde“, erklärt er zu dieser Besonderheit neben der ebenfalls konsequent betriebenen Internationalisierung der TH. 13 solcher Standorte zählt sie bereits im gesamten Freistaat. Vilshofen ist der zweite im Landkreis Passau nach Hutthurm. Die Lehre für die Studierenden läuft nach wie vor in der großen Kreisstadt Deggendorf. Im Technologie Campus geht es um wissenschaftliche Forschung, Dienstleistung und Wissenstransfer. Platz ist für drei Arbeitsgruppen à acht Personen „Aktuell haben wir circa 15 Mitarbeitende – Tendenz steigend mit Ziel 30. Der Endausbau könnte 40 bis 50 sein“, wie Prof. Heigl betont.
Regelmäßig vor Ort sind im Technologie Campus Studierende, die ihre Bachelor- oder Masterarbeiten erstellen. Sie sind in die Projekt- und Forschungsarbeit integriert.„Das hier ist sozusagen die Spielwiese zur Weiterentwicklung“, sagt der Wissenschaftliche Leiter, der besonders stolz ist auf das sogenannte Living-Lab zur praxisnahen Demonstration von Cyber-Attacken und deren effektiver Abwehr. Gesetzt wird auf neuartige, spielerische Ansätze zur Sensibilisierung bei der Cybersicherheit, darunter auch ein Escape-Room-Konzept. Neben den Labor- und Arbeitsbereichen verfügt das langgestreckte Gebäude über Flächen für Schulungen und Veranstaltungen, außerdem über eine Vielzahl an Besprechungs- und Begegnungsräumen, um das kreative Arbeiten der Forschenden zu fördern. Bei der Planung des Technologie Campus wurde das Augenmerk auf eine moderne Raumgestaltung gerichtet. Zur Umsetzung kamen aktuelle Ansätze der Arbeitsplatzgestaltung, um eine hohe Produktivität und den Innovationsreichtum zu gewährleisten.
Nach dem offiziellen Baubeginn im Juli 2021 ist der Technologie Campus mit einem lichtdurchfluteten Eingangsbereich und einer originellen Brückenverbindung des Obergeschosses der beiden Flügel in 15-monatiger Bauzeit entstanden. Von der Bauherrin, der Berger Bau SE, hat die Stadt Vilshofen, die nach jahrelangem Bemühen um eine Hochschul-Außenstelle diesen Coup gelandet hat, den mit modernster Technik vollgepackten Gebäudekomplex für die Dauer von zunächst fünf Jahren angemietet und überlässt ihn dem Freistaat Bayern. Alle Räume sind mit Akustikdecken und -elementen ausgestattet, um für eine angenehme Geräuschkulisse zu sorgen. Zum Jahresende 2022 ist er Schritt für Schritt bezogen worden. Eine Werkstatt ist unter anderem mit modernsten Industrie-Apparaturen und Robotertechnik zu wissenschaftlichen Tests bestückt. Dort soll in Kürze auch ein Auto zu Forschungszwecken stationiert werden.
Für das laufende Jahr gibt es bereits eine Menge Forschungsprojekte – unter anderem mit Unternehmen aus der Automobilbranche, die sich mit Methoden der Künstlichen Intelligenz in der Anwendung der Kommunikationsinfrastruktur von Fahrzeugen oder auch industriellen Anlagen beschäftigen. Die Themen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Vilshofen drehen sich um IT-Sicherheit, zum Beispiel in der Automatisierungstechnik, um kritische Infrastrukturen, Elektroniksysteme in Automobil und Avionik sowie sogenannte Eingebettete Systeme. Bereits begonnene Projekte werden am neuen Forschungsstandort weitergeführt. Die drei Säulen heißen Protection, Detection und Reaction. Davon profitieren sollen neben Unternehmen auch Vereine und Verbände durch verschiedene Informationsveranstaltungen.
Besonders im Auge hat das Team des Technologie Campus Vilshofen strategische Hacker-Angriffe, von denen Universitäten, Krankenhäusern, Konzernen oder auch Behörden bedroht sind. Das Thema Cyber Security, also die Sicherung von IT-Strukturen und Organisationsdaten, muss nach Überzeugung von Prof. Schramm im Zeitalter der Digitalisierung ganz nach vorne auf die Agenda. In der Technischen Hochschule ist dies der Fall, wie auch das Angebot eines Bachelor Studiengangs Cyber Security seit Ende 2019 beweist. Ein Beispiel für die wissenschaftliche Arbeit am Außenstandort Vilshofen ist SKINET. Diese Abkürzung steht für Proaktive Sicherheit durch Künstliche Intelligenz in automobilen und industriellen IT-Netzwerken. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und basiert auf einer Kooperation mit verschiedenen Industrieunternehmen sowie weiteren Forschungseinrichtungen.
Das Ziel eines weiteren Forschungsprojektes mit dem Namen CySeReS-KMU ist es, kleine und mittlere Unternehmen bei der IT-Sicherheit bzw. Cyber-Security zu unterstützen. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Unternehmen in Lieferketten führt zu neuen Risiken, für die gemeinsam mit Unternehmen aus der Region, insbesondere Vilshofen, geeignete Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Kooperationen mit regionalen beziehungsweise überregionalen Partnern sollen den Wissens- und Technologietransfer zwischen Forschung und Wirtschaft fördern.„Wir sind da als Hochschule für Angewandte Wissenschaften besonders in der Pflicht“, erklärt Prof. Schramm. Eine direkte Zusammenarbeit mit Partnern der Region wird seiner Aussage nach auch im Rahmen von Auftragsforschung, Dienstleistungen und Weiterbildungsangeboten - neben der Entwicklung und Umsetzung neuer Forschungsideen - erfolgen. - bp
Grußwort des 1. Bürgermeisters
Nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit ist im November 2022 Leben in das neue Bayerische Zentrum für digitale Sicherheit am Technologie Campus Vilshofen (TCV) eingekehrt.
Das Gebäude, das Arbeitsplätze für ca. 40 Personen bietet, beinhaltet mehrere hoch moderne Laborbereiche und Büroarbeitsplätze Flächen für Schulungen und Veranstaltungen sowie Besprechungs- und Begegnungsräume.
Die Technische Hochschule Deggendorf ha es sich für seine Außenstelle zum Ziel gesetzt, sowohl regional als auch überregional erster Ansprechpartner für alle Belange rund um die digitale Sicherheit zu sein. Dazu gehören Forschungsprojekte und Dienstleistungen wie Auftragsforschung oder Beratungen.
Die Stadt Vilshofen möchte diese immer wichtige werdende Aufgabe unterstützen und wird daher für die nächsten fünf Jahre für die Miet- und Nebenkosten des Gebäudes aufkommen. Ich hoffe dass wir da mit einen guten Beitrag zu diesen wichtigen und zukunftsweisenden Forschungen leisten können.
Mein herzlicher Dank geht an alle Bürgerinnen und Bürge für ihre verständnisvolle Begleitung der Baumaßnahme an die Firma VILUSA Wohnungsunternehmen, alle beteiligten Plane und Firmen, außerdem vor allem an den Freistaat Bayern und die Technische Hochschule Deggendorf für die Realisierung des Standortes Vilshofen und an den Landkreis Passau für die Unterstützung.
Herzlichst,
Ihr Florian Gams,
1.Bürgermeister