Traunstein. Es war eine radikale Reform. Die Zahl der Landkreise in Bayern wurde halbiert, aus 7000 eigenständigen Städten und Gemeinden wurden etwa 2000. Die Gebietsreform zu Beginn der 70erJahre in Bayern sollte die Verwaltung modernisieren und leistungsfähigere Einheiten installieren. Doch dagegen gab es Widerstand, bayernweit unter anderem mit einem (gescheiterten) Volksbegehren und vor Ort in zahlreichen kleineren Kommunen. Schließlich wurden oft jahrzehntealte politische oder wirtschaftliche Verbindungen gekappt, kleine Gemeinden wurden von einem in den anderen Landkreis verschoben und möglicherweise dann noch mit anderen kleinen Kommunen zu neuen Einheitsgemeinden verschmolzen.
So geschehen auch im Landkreis Traunstein. Dem wurden 1972 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Eiting und Maisenberg aus dem Landkreis Mühldorf angegliedert. Sie wurden in die bereits dem Landkreis Traunstein angehörende Gemeinde Engelsberg eingegliedert. Aus dem Landkreis Mühldorf kam außerdem noch die ehemalige Gemeinde Peterskirchen in den Landkreis Traunstein und wurde der Gemeinde Tacherting zugeschlagen. Dazu kamen aus dem aufgelösten Landkreis Laufen Freutsmoos und Palling. Sie wurden im Zuge der Gemeindegebietsreform zur Gemeinde Palling zusammengelegt.
Und auch im Zentrum gab es eine einschneidende Veränderung. Die seit 1948 Kreisfreie Stadt Traunstein wurde dem Landkreis Traunstein eingegliedert. Sie darf seither als Trostpflaster den Namen Große Kreisstadt führen. Und der Bürgermeisterträgt nach wie vor den Titel Oberbürgermeister. Als Ausgleich wurden unter anderem die ehemals eigenständigen Gemeinden Hochberg, Kammer und Wolkersdorf der Stadt Traunstein zugeschlagen.
Besonders in den kleineren Gemeinden regte sich oft Widerstand gegen die Verschiebungen. So votierten die Einwohner Maisenbergs und Eitings zwar für einen Zusammenschluss mit Engelsberg. Sie wollten aber weiter dem Landkreis Mühldorf angehören. Doch die Regierung von Oberbayern entschied anders: Eiting und Maisenberg wurden Engelsberg und dem Landkreis Traunstein angegliedert. Für Engelsberg bedeutete die Reform noch eine weitere bittere Pille. Die Gemeinde wurde in eine Verwaltungsgemeinschaft mit Tacherting zusammengelegt. Etwas, was die Engelsberger nur schwer verwinden konnten. Unter ihrem Bürgermeister Hermann Abel schaffte es die kleine Gemeinde schließlich, sich nach einer Gesetzesänderung aus der ungeliebten Zwangsehe mit Tacherting zu lösen. 1986 wurde Engelsberg wieder eigenständig.
Heute spielen die früheren Wünsche und Begehrlichkeiten keine Rolle mehr. Nach 50 Jahren im Landkreis Traunstein stellt keiner mehr die Einheitsgemeinde infrage, weiß Engelsbergs Bürgermeister Martin Lackner. Wolfgang Traup