Berchtesgaden/Bischofswiesen. Eine Stätte der Begegnung soll es werden, der Kulturhof Stanggaß. Nur noch wenige Tage sind es bis zur offiziellen Eröffnung Anfang November. Auf der Baustelle, auf der künftig ein Hotel sowie ein Kulturzentrum gleichermaßen eröffnet werden, wird rührig an der Vollendung des Millionenprojekts von Unternehmer und Lokalpolitiker Dr. Bartl Wimmer gearbeitet.Vom Naturteich aus fällt der Blick auf einen im Nebel gehüllten Watzmann. Kurz zuvor wurde der Schriftzug des Kulturhofes an der Mauer hin zur Straße angebracht. Der Countdown zur Eröffnung läuft also.
Seitdem Unternehmer Bartl Wimmer das Grundstück ersteigert hatte, das als Ruine und seit 20 Jahren leer stehende Hotel Geiger abreißen ließ, waren die Erwartungen im Ort groß gewesen, was aus dem Projekt in Filetlage - mit Blick auf die umliegenden Berchtesgadener Berge - werden würde. Herausgekommen ist ein moderner Bau mit viel Holz, bei dem in jeder Form auf Nachhaltigkeit gesetzt werden soll, wie es heißt.
24 Hotel- und 10 Stadlzimmer wird es am Ende geben. Die Zimmer sind weitestgehend fertiggestellt. „Es ist viel Detailarbeit zu tun”, sagt Andreas Bunsen, der das Projekt von Anfang an begleitet hat und unter anderem für die Außenwirkung des Kulturhofes in der Öffentlichkeit zuständig ist.
Der Kulturhof will mehr und vor allem anders als ein klassisches Hotel. Wellnessbereich? Darauf hat man verzichtet. Es gibt eine Außensauna und einen Naturteich mit Liegefläche. Hinzu kommt ein eigenes Gewächshaus, in dem selbst Angebautes wächst, das in der Küche für die drei Lokalitäten zubereitet wird.„Solo Du” heißt das das Gourmet-Restaurant, darüber hinaus gibt es das Gasthaus sowie den angeschlossenen Biergarten. An riesigen Tischen, aus einem einzigen Holzstamm gefertigt, nehmen bis zu 25 Personen Platz.
„Enkeltauglich” soll der Kulturhofwerden - in mehrfacher Hinsicht: Nachhaltigkeit steht bei dem Projekt an oberster Stelle, aber auch familienfreundlich will man auftreten, ein Platz für jedermann sein. Bartl Wimmer, offiziell Geschäftsführer des Kulturhofes, ist selbst sechsfacher Großvater.
Geplant ist, eng mit den örtlichen Vereinen zusammenzuarbeiten, die im Haus eine neue Heimat für Festivitäten finden sollen. Denn angeschlossen ist ein großer Festsaal mit Platz für hunderte Teilnehmer. Im Landkreis gibt es nicht viele vergleichbare Örtlichkeiten für große Zusammenkünfte. Im Festsaal sollen zudem große Kulturveranstaltungen stattfinden können - Bands und Kabarettisten werden erwartet.
Derzeit finden Probedurchläufe statt, kleinere Feiern und Veranstaltungen. „Die Abläufe werden geprobt”, sagt Andreas Bunsen. In den vergangenen Monaten habe man Personal gesucht. In Zeiten mangelnder Fachkräfte gestaltet sich das normalerweise nicht einfach: Als neues Haus am Platz, dessen Start man als Mitarbeiter von Anfang an begleiten kann, habe sich ein vielfältiges Team zusammengefunden, das sich nun seit mehreren Wochen einarbeitet. In der Küche wird nicht nur fürs Personal gekocht, dort probt man bereits die Abläufe für Situationen, wenn das Haus voll ist - wenn alle drei Lokalitäten gut besucht sind.
Um ein Hotel zu eröffnen, bedarf es besonderer Erfahrung: Was wird wo gebraucht? Das beginnt bei Besteck und Geschirr, erstreckt sich über Bettwäsche und Zimmerinventar. „Natürlich hatten wir professionelle Hilfe an unserer Seite”, sagt Andreas Bunsen. In den Zimmern mit den bayerischen Blumen-Bezeichnungen - „Gelbs Oipmveigal” oder „Kuglbleame” - liegen die gerade eben gelieferten Matratzen noch frisch eingeschweißt. Tagesdecken mit Kulturhof-Logo sind bereits am Zimmer. Auf eine klassische Minibar verzichtet man. Die Balkongarnituren stehen. Auch die Hausbar ist fertig, an der Rezeption telefoniert bereits Florian, Bartl Wimmers Sohn, zuständig für die Haustechnik.
Überall wuseln Mitarbeiter durch die Gänge, folgen ihrer Arbeit, die schon Wochen vor dem eigentlichen Start aufgenommen wurde. Die Treppen in die oberen Stockwerke sind noch gesperrt. Das Holz wird mit Öl eingelassen. Der Aufzug fährt bereits. Laut Hinweisschild sind nicht alle Stockwerke befahrbar. Ständig erreichen den Kulturhof neue Lieferungen, oft sind das riesige Paletten mit allerhand Ausstattung.„Wir haben darauf geachtet, dass unser Inventar aus der Region stammt und nachhaltig produziert wird”, sagt Andreas Bunsen.
Rundum die abseits gelegenen Stadlhütten auf einem Hügel des Areals ist noch schweres Gerät im Einsatz. Die Außenanlagen befinden sich zwar im Begriff, fertiggestellt zu werden. Bis Gras über die Narben im Boden gewachsen ist, die Wege angelegt sind, alle Steine ihren angestammten Platz eingenommen haben, wird es allerdings bis kommendes Jahr dauern. Auch die eigene Quelle wurde in das Gesamtkonzept integriert: Holzrinnen, die am hinteren Gelände des Hauses verlaufen, sollen nicht nur zur Abkühlung der Gäste nützlich sein.
“Die Eröffnung des Hauses - das alles ist ein großer Prozess”, erklärt Andreas Bunsen, der am aus fünf Säulen bestehenden, zugrunde liegenden Konzept maßgeblich mitgewirkt hat. In den kommenden Tagen dürfte die Schlagzahl der Vorarbeiten bis zur Eröffnung nochmals erhöht werden. Die hunderten Bauarbeiter, die hier seit Anfang 2020 gearbeitet haben, werden das Gelände dann verlassen. Für das Kulturhof-Team geht es am 6. November, dem Tag der offenen Tür und gleichzeitig Eröffnungstag, erst richtig los. − K. Pfeiffer