Im Herbst 1964, also vor genau 60 Jahren, startete im damals noch nicht zur Stadt erhobenen Waldkirchen ein gymnasialer Unterrichtsbetrieb mit 110 Kindern in drei gut gefüllten fünften Klassen, einer räumlichen Notunterbringung in der Knabenvolksschule am Erlenhain und einem recht überschaubaren Kollegium aus Schulleiter Isidor Hölzl, einer Studienreferendarin und neun nebenberuflichen Lehrkräften. Die Pionierarbeit von damals begründete eine mittlerweile sechs Jahrzehnte währende Schultradition am heute höchst attraktiven Bildungsstandort Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau).
Das neugegründete Gymnasium entwickelte eine ungeahnte Dynamik. Nach einer weiteren Behelfseinquartierung im „Kloster“, dem heutigen Rathaus, ging es im November 1968 in einen Neubau - einem zeitgemäßen Funktionsbau - in der Jahnstraße, welcher den Kern der heutigen Schulanlage darstellt. Schnell entwickelte sich ein rühriges Schulleben mit einem umfangreichen Wahlfachangebot, zahlreichen Neigungsgruppen im sportlichen und musischen Bereich, Kulturveranstaltungen, Wettbewerbsteilnahmen, Exkursionen und Studienfahrten in zahlreiche Hauptstädte West- und auch Osteuropas. Die Aufbauphase konnte 1973 mit der Verabschiedung des ersten Abiturjahrgangs beendet werden.
Parallel dazu stiegen die Schülerzahlen am „JGG“ - die Schule heißt seit 1986 offiziell „Johannes-Gutenberg-Gymnasium“ - stetig an: In den 1980-er Jahren war die 400-Marke erreicht, kurz vor dem Auslaufen des neunjährigen Gymnasiums im Jahr 2011 konnte die 700-er Marke übersprungen werden. Aktuell besuchen 665 Schülerinnen und Schüler das JGG - Tendenz steigend, zumal sich derzeit etwa die Hälfte aller Lernenden in den Jahrgangsstufen 5 bis 7 befindet und das Gymnasium im nächsten Jahr durch die Wiedereinführung des„G9“ einen weiteren Jahrgang hinzugewinnt.
Auf Gründungsschulleiter Isidor Hölzl folgten Florin Biletzki (1983-1988), Rudolf Bergmann (1988-1999), Franz Lenhardt (1999-2012), Josefa Stamm (2012-2020) und schließlich seit Februar 2020 Dr. Andreas Schöps an der Spitze der Schulgemeinschaft. Das ursprünglich rein naturwissenschaftliche Profil des Gymnasiums wurde im Laufe der Jahre ergänzt durch die sprachliche (1995 als„neusprachlicher Zweig“) und die wirtschaftswissenschaftliche Ausbildungsrichtung (ab 2014). Seit den 1990-er Jahren wird die Schulpartnerschaft mit dem tschechischen Gymnasium in Vimperk gepflegt.
Das Schulgebäude, das kurz nach seiner Fertigstellung zu Beginn der 1970-er Jahre noch einmal erweitert und um eine Turn- und Schwimmhalle ergänzt worden war, kam ab Mitte der 1990-er Jahre unter den Bagger bzw. Presslufthammer. Durch eine Generalsanierung, einen lichtdurchfluteten Anbau („Neubau“), eine neue Doppelsporthalle und schließlich einen Mensa-Trakt erhielt die Schulanlage ihre heutige architektonische Gestalt.
Im nunmehr überdachten Atrium wurde auf drei Ebenen eine freundliche und modern ausgestattete Schülerlesebibliothek eingerichtet. Die heute mit über 100 gemeldeten Kindern sehr frequentierte und direkt im Haus untergebrachte„Offene Ganztagsschule“ wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen.
Im Jubiläumsjahr darf sich das Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen mit Fug und Recht als modern aufgestellte und für den Unterricht im Zeitalter der Digitalisierung gerüstete Schule mit einem attraktiven Profil - u.a. als DFB-Stützpunktschule Fußball, einem breitgefächerten Musikangebot oder als zertifizierte „Fairtrade-School“ - bezeichnen, das zuletzt durch die Zuerkennung des Schulprofils „Inklusion“ und die Aufnahme in das Förderprogramm„Kulturschule Bayern“ nochmals eine vielbeachtete Aufwertung erfuhr. Gerade in den letzten Jahren wurde das schulische Angebot mehrfach durch hochkarätige Auszeichnungen gewürdigt, allen voran durch die Verleihung des „Deutschen Arbeitsgeberpreises für Bildung“ im Jahr 2019 und die Nominierung für den „Deutschen Schulpreis“ im Jahr 2021.
Anlässlich dieser 60-jährigen Erfolgsgeschichte wurde nunmehr der Band „,60 Jahre JGG - 60 Bilder, 60 Geschichten“ herausgegeben. Studienrätin Anna Brunner, Studiendirektor a.D. Dr. Claus Kappl, OStD Dr. Andreas Schöps und Studiendirektor Christian Weishäupl haben die Beiträge von 60 ehemaligen und aktuellen Schülerinnen und Schülern, Elternvertretern und Lehrkräften in Form von Geschichten und Anekdoten ediert und reichlich bebildert, sodass - gewürzt mit der Schulgeschichte - ein vielfältiges Lesebuch entstanden ist, das viele Erinnerungen wachrufen und zu heiteren Gesprächen anregen soll. Der Festband wird am Freitag, den 15. November 2024 um 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums im Rahmen eines kleinen Festaktes präsentiert und ist ab sofort im örtlichen und überörtlichen Buchhandel sowie direkt beim Verlag, der Südost Service GmbH, erhältlich. Der Erlös geht an gemeinnützige Zwecke. chw