Die Nibelungenhalle ist tot, es lebe die Dreiländerhalle - so lässt sich die Frage der Räumlichkeiten für Großveranstaltungen in der Dreiflüssestadt kurz auf den Punkt bringen. Die von ihrer Historie her in die Zeit der Nationalsozialisten zurückreichende Stätte für Ereignisse verschiedenster Art im Stadtzentrum war, auch aufgrund der Vorliebe rechtsextremer Vereinigungen und Parteien für politische Kundgebungen in dem kühl wirkenden Zweckbau, zuletzt immer mehr zum Zankapfel geworden. Doch erst mit der Realisierung der Dreiländerhalle im Messepark Kohlbruck konnte das Aus für die ,,Niha", wie der Volksmund das Nazi-Relikt nannte, endgültig besiegelt werden.
Nach der Auflösung der Ritter-von-Scheuring-Kaserne im Jahr 1993 hatte die Stadt Passau das komplette Areal dort von der Bundeswehr gekauft. Es bestand somit ausreichend Platz für die 1250 Quadratmeter große X-Point-Halle, das moderne PEB, das riesige Parkhaus und die Eishalle als Heimat für den Eishockeyclub EHF Black Hawks Passau. Als Bauherrin für die Dreiländerhalle fungierte die ,,Passau Event Gesellschaft mbH". Für die Planung verantwortlich zeichnete das Architekturbüro sdks aus Darmstadt mit den Diplom-Ingenieuren Michael Sonek, Michael Dummert, Thomas Kirschner und Christian Stolz. Die Landschaftsgestaltung rund um die Halle konzipierte die Passauer Landschaftsarchitektin Barbara Franz.
Zur Finanzierung des Projekts griff die Bauherrin erfolgreich in den Fördertopf der EU-Gemeinschaftsinitiative INTERREG III/A mit den Programmen für ,,Bayern-Tschechien" und ,,Bayern-Österreich", auf die letztlich auch die Bezeichnung Dreiländerhalle zurückgeht. Die Inbetriebnahme erfolgte zum Jahreswechsel 2003/2004. Seit diesem Zeitpunkt ist sie Schauplatz für Messen unterschiedlichster Art, darunter auch die frühere Passauer Frühjahrsausstellung mit der inzwischen etablierten Bezeichnung "Passauer Frühling" beziehungsweise Dreiländermesse im Zwei-Jahres-Turnus, außerdem für die Maidult und die Herbstdult sowie den deutschlandweit bekannten Politischen Aschermittwoch der CSU, nach deren Worten größter politischer Stammtisch weltweit.
Dank modernster Technik und weitestgehender Variabilität eignet sich die Dreiländerhalle ebenso für die Durchführung vielfältigster kultureller Events, aber auch Versammlungen und Tagungen. Nach Angaben der Betreiber verfügt sie über maximal 4000 Sitz- oder rund 7000 Stehplätze. Der Bereich hinter der Bühne zur Anlieferung und zum Abtransport verschiedensten Equipments kann von Lkws über den Messeplatz befahren werden. Separat bespielen lassen sich für kleinere Veranstaltungen das Foyer und die Galerie entlang der Dr.-Ernst-Derra-Straße. Bis 2007 führte die Dreiländerhalle den Namenszusatz „Streif-Arena", der jedoch von der Bevölkerung nahezu gänzlich ignoriert wurde und auch in den Medien kaum Erwähnung fand. Aufgrund dieser Abstimmung mit den Füßen seitens der Öffentlichkeit fiel die Bezeichnung ab Januar 2007 komplett unter den Tisch.
Opfer der Abrissbirnen wurde schließlich die Nibelungenhalle, von der viele Bürger aus der Stadt und dem Umland allerhöchstens dem beliebten Treffpunkt an der Uhr im Umfeld des Haupteingangs nachtrauern. Im Frühjahr 2004 erfolgte der Abbruch der „Niha". Damit war auch der Passauer Christkindlmarkt als Indoor-Veranstaltung ohne winterliche Atmosphäre Geschichte. Er ist mit einer Vielzahl von Hütten und kleiner Veranstaltungsbühne auf den Domplatz umgezogen und erfreut sich dort großer Beliebtheit. Am Standort der Nibelungenhalle entwickelte sich die Passauer Neue Mitte mit dem Stadtturm als markantestem Gebäude und neuem Wahrzeichen der Dreiflüssestadt.
– bp